WiWi Gast schrieb am 30.01.2021:
Da wird wieder viel von den USA schlecht geredet, einfach weil man sich selbst einreden will, dass man es doch besser hat.
Fakt ist:
Deutschland ist ein Sozialstaat, die USA kaum.
Unter Durchschnitt hat man hierzulande einen besseren Wohlstand als in den USA, man denke nur man an Hartz 4 Empfänger oder Leute, die unter 1500netto rausbekommen. Die sind super abgesichert und zahlen verhältnismäßig wenig oder gar nichts.
Schon als leicht Überdurchschnittlicher hat man (wenn man Wohlstand betrachtet und Heimat keine Rolle spielt) es in den USA DEUTLICH besser.
Viel höhere Gehälter, viel weniger Steuern, viel günstigeres Wohneigentum in Vororten und auch viel mehr Freiheit und weniger Regulierungswut.
Überlegt doch mal: Hierzulande kann sich ein Akademiker kaum noch ein Haus leisten, wenn überhaupt durch Jahrzehnte lange Kredite. In den USA kann sich so jmd. relativ schnell ein Haus mit Pool, Aufahrt, Garage, dazu nen Mustang kaufen.
In Summe kriegt man dafür hier vielleicht noch ne 2 Zimmer Wohnung.
Das ist halt auch wiederrum verkehrt. Vieles wird einfach auf Pump gekauft.
Ich habe selber meinen Bachelor in Texas gemacht, nachdem es mir so gut im Austausch während des Gymnasiums gefallen hat. Anfangs war ich auch komplett geblendet von dem, was dort drüben "alles geht". Aber reflektiert man mal viel, sieht die Welt schon wieder anders aus.
Man findet sich dauerend in einer Konsumspirale wieder, wobei man vornehmlich minderwertige Produkte kauft. Fängt bei den wirklich schlechten Häusern an. Klar kann man sagen, ich habe 300qm und einen Pool, dafür aber einen Wohnkomfort der geringer ist als in manch deutschem Studentenwohnheim. Als nächstes Autos, natürlich alle groß, viele Extras, viel PS, aber eigentlich auch komplett schlechte Qualität.
Beides spiegelt leider aus meiner Sicht vieles in der amerikansichen Gesellschaft wider. Hauptsache man hat viel, aber Qualität ist absolut zweitrangig, da sozial schwerer zu bewerten und damit weniger wichtig.
Ein anderes gutes Beispiel, was ich in gerne anbringe: Klar wohnt jeder in einem fetten Haus. Dafür wohnt man aber oftmals auch in Suburbs ohne jeglichen Nahverkehr und irgendwelchen Supermärkten/ Läden oder Sportclubs in fußläufiger Reichweite. Für jede scheiß Besorgung braucht man ein Auto, typischerweise kriegen die Kids direkt mit 18 ein Auto, weil es den Eltern richtig auf den Sack geht.
Ich würde dort weder gerne als junges Kind aufwachsen, noch gerne die Mutter sein, die ihre 3 Kinder 6x am Tag irgendwo hinfahren und abholen muss. Aber natürlich ist so eine Errungenschaft nichts, was in einem ausländischen Studentenforum als wichtig angesehen wird. Da zählt nur der absolute Lohn und Statussymbole.
Auch Sachen wie die oben angesprochene Jobssicherheit oder die viel geringeren Urlaubsansprüche werden mMn in einem Studentenforum viel zu wenig wertgeschätzt. Wenn man dann mal in der Position ist, erkennt man dann plötzlich den Wert.
Schlussendlich muss jeder seinen Weg gehen, aber eine Romantisierung der USA ohne jede Reflektion ist aus meiner Sicht falsch. Sicherlich kann man durch die deutlich kapitalisitischere Ausrichtung als überdurchschnittlicher Arbeit viel verdienen. Wer dazu noch gerne zeigen möchte, man hat es geschafft, ist dort genau richtig. Aber dafür muss man auch richtig hart arbeiten und man nimmt auch einige Nachteile insbesondere im Bereich (Job-)Sicherheit, Qualität, Zeit (die viele dumme Rumfahrerei) und mitunter auch in puncto Mentalität in Kauf.
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